Einzig der Mut fehlt
Die Süddeutsche Zeitung erwartet ein heißes Rennen um den “umkämpften Präsidentenstuhl” in Passau. Sicher? Dann gehen die Mitbewerber die Sache aber noch ziemlich cool an. Wirkliche Wechselstimmung ist nämlich nicht zu spüren. Dabei gäbe es ja Angriffspunkte. Es geht nur keiner so recht in die Offensive.
Erfolgreich auf Beschwichtigungskurs
Und da hat Präsident Burkhard Freitag auch seinen Anteil daran. Nach außen gerät er zwar regelmäßig in der Schusslinie, wirkt stur. Doch bevor es an der Universität wirklich zu heiß wird, geht er einer Konfrontation besser aus dem Weg. Kleine Zugeständnisse inklusive.
Bestes Beispiel ist die MuK-Debatte: Berichte der Uni-Medien und das übliche Geplänkel der PNP waren jetzt nicht das, was Prof. Freitag vom Hocker gerissen hätte. In gewohnter Manier war Aussitzen die Devise. Zumindest bis zur Berichterstattung des Bayerischen Rundfunks (mit Potenzial zur Rufschädigung). Hastig wurde auf einmal die Kanzlerin vorgeschoben – die Option, mit einer Hand voll Kurse wenigstens notdürftig auszuhelfen mit im Gepäck.
Zwei Schritte zurück, einer nach vorne
Der Umgang mit dem Finanzengpass der Philosophischen Fakultät verlief ähnlich. Studenten und Dozenten wurden vor vollendete Tatsachen gestellt, gezwungenermaßen mündete eine Diskussion in eiligem Zurückrudern. Mit einer Extremposition in die Verhandlung und dann einen Schritt entgegenzukommen? Lässt sich gut verkaufen. Aber dieser einzelne Schritt ist im Endeffekt viel zu kurz, um wirklich richtungsweisend Weichen zu stellen.
Reagieren statt agieren. Waghalsige Hangeleien und kein Mut zum Gestalten. Allerdings: Mit diesem Kurs hat Freitag die meisten Risse notdürftig gekittet. Gerade noch rechtzeitig, ehe sich die träge Mehrheit zu Wort meldete. Oberflächlich gesehen war ja alles wieder halbwegs in Butter. Zumindest ein Semester lang.
Gute Argumente, fehlende Durchschlagskraft
Doch in der Regel hat Freitag seine Entscheidungen an der Uni-Mehrheit vorbei getroffen – auch gegen deren ausdrücklichen Willen. Der Unmut darüber hat bisher aber nicht ausgereicht, die Präsidentenkandidaten aus der Reserve zu locken. Vielleicht auch, weil die Mehrheit des Universitätsrats (bestehend aus Professoren, Mitarbeitern, zahlreichen Externen und den beiden Senatoren) schwer auf Linie zu bekommen ist.
Nur die Kandidatur von Prof. Carola Jungwirth (Dozentin für Internationales Management, ehemals WiWi-Dekanin) gilt schon als gesichert. Aber auch sie hat sich bisher nicht dazu geäußert. Derweil gäbe es genug Argumente, eine offensive Kandidatur zu führen. Einzig der Mut fehlt – bisher zumindest.
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