#fensterlgate – gehts no, Leid?
Es waren einmal ein paar holde Passauer Sportstudenten, die wollten eine alte bayerische Tradition wieder aufleben lassen – das Fensterln. In einem Wettlauf sollten die Manner gegeneinander antreten, mit all ihrem Mut Gefahren bewältigen, die auf dem Weg zu ihrer Liebsten warten – doch die Gleichstellungsbeauftragte der Uni machte ihnen einen Strich durch die Rechnung. Zu sexistisch sei die ganze Aktion, Frauen würde das Spiel zu einem Objekt herabwürdigen. Ändern, bitte!
Ein vermeintlich klarer Fall, denn bei der Aktion würden die Frauen extrem sexualisiert werden. Eingezwängt ins Dirndl, eine “aufreizende Verpackung”, schreibt Ali Himpenmacher in seinem Blog “Trollbar.de”. “Durch die Anspielung wird noch mal schön deutlich auf das Äußere hingewiesen (OBJEKT, ihr Trottel!)”, meint er weiter. Ein klasse Konter auf so manchen homophoben Kommentar, der im Laufe von #fensterlgate veröffentlicht wurde.
Was haben die Beteiligten von der aufgeheizten Debatte?
Die Absicht, die Diskussion sachlich zu führen? Hatte offensichtlich keiner so recht. Von Anfang an nicht. Dabei geht es nicht um Emanzen, die sich öffentlichkeitswirksam aufspielen wollen. Was hätte die Gleichstellungsbeauftragte auch davon, in den Medien belächelt und falsch zitiert zu werden? Oder aber welchen Nutzen die Sportstudenten, die eigentlich nur ein traditionelles Spiel durchziehen und niemanden degradieren wollten.
Mal zurück zum Kern: Es ist Fakt, Fensterln war früher den Jungs vorbehalten. Vor Jahrzehnten gab es eben noch (etwas verkrustete?) Geschlechterrollen – gerade in Bayern. Wenn Aufwartungen gemacht wurden, lag das in den Händen der Männer. Mädls ansprechen? Seit jeher eine Aufgabe, die den Jungs ihren Mut abverlangte, auch einen Korb einzustecken. Aber inzwischen ist Bayern doch eigentlich schon zu weit entwickelt, als dass das so bleiben müsste.
‘Red’s ned, Fensterlt’s einfach neumodisch’
Wenn Fensterln als Avance gedacht ist, dann sollten auch die Damen Komplimente machen dürfen. Im Grunde ist es sogar völlig egal, wer da eigentlich auf wen wartet. Deswegen wollen Sportstudenten mittlerweile auch neumodisch Fensterln lassen. Vielleicht frischt sowas die Tradition ja wieder ein bisschen auf. Ich persönlich kenne nämlich gar keinen mehr, der heutzutage noch fensterlt.
Ach ja, eins noch: Legt doch bitte mal Euren Macchiavelli weg. Wenn ich es mir einbilde, dann klingt selbst Spatzl herabwürdigend. Eine Frau reduziert auf ein kleines, süßes Vogerl quasi. Sagt so einen Schmarrn bitte nicht dem Monaco Franze – der meint es ganz anders. Die Einzigen, die Frauen (und konsequenterweise dann auch Männer) “zum Objekt degradieren”, seid ihr selbst.
Herabsetzung der Frau? Falscher geht es schon gar nicht mehr. In weitesten Sinne war und ist Fensterln eine Art heimliche Aufwartung, bei der Mann durchs Fenster steigen musste. Und das war bloß offen, wenn das Mädl die Balkontür nicht verriegelt hatte. Die Burschen zwischen Garmisch und Berchtesgaden waren also eigentlich dem Wohlwollen der Angebeteten ausgeliefert. Nur so viel dazu, wer eigentlich die Hosen anhat.
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