Jeder vierte Manager würde für eigenen Vorteil tricksen, täuschen und betrügen
Ehrgeiz und Profitgier scheinen viele deutsche Manager skrupellos zu machen. Fast ein Viertel von ihnen würde den Ethik-Kodex der Firma brechen, wenn das persönliche Vorteile brächte. Das Risiko ist vermeintlich überschaubar. Wenige Kollegen würden ein Fehlverhalten tatsächlich anzeigen.
Wie eine Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young (EY) herausgefunden hat, würde jeder vierte deutsche Manager zugunsten der eigenen Karriere Behörden täuschen, die eigene Unternehmensführung falsch informieren oder bei Betrügereien von Kunden oder Lieferanten wegschauen.
In ganz Europa befragt EY jährlich 4100 Manager in 41 Ländern. 100 Manager aus Deutschland gingen in die Stichprobe ein. Davon gaben 23 Prozent an, dass sie sich unethisch verhalten würden, wenn sie daraus einen persönlichen Vorteil ziehen würden. Europaweit würde jeder fünfte Chef moralische Regeln ignorieren.
Ukraine und Russland haben besonders große Ethik-Probleme
Innerhalb Europas gibt es gewaltige Unterschiede. Während die Ukraine (35 Prozent) und Russland (32 Prozent) offenbar noch größere Ethik-Probleme als Deutschland haben, scheinen vor allem dänische Manager sehr aufrichtig zu sein. Nur vier Prozent von ihnen würden einen ethischen Regelbruch in Erwägung ziehen.
Besonders die 25- bis 34-Jährigen, die relativ frisch in der Arbeitswelt sind, äußern sich sehr skeptisch. Europaweit glauben sieben von zehn Jungmanagern, dass die etablierten Chefs zum Regelbruch neigen würden, wenn der Unternehmenserfolg auf dem Spiel steht. Eine ähnlich große Zahl ist aber auch der Meinung, dass unethisches Verhalten in diesem Fall gerechtfertigt wäre.
Manager wissen nicht, dass man Straftaten anonym melden kann
Die Studie zeigt außerdem, dass es in vielen Fällen nicht nur bei der Bereitschaft bleibt, Ethik-Regeln zu brechen. Jeder zweite Manager aus Deutschland wurde im eigenen Unternehmen bereits Zeuge von unethischem Verhalten. Das bedeutet aber nicht, dass die Sache auch ans Licht gekommen ist.
Sieben Prozent der Befragten wurden nach eigener Aussage unter Druck gesetzt, ihr Geheimwissen für sich zu behalten. Den meisten Druck machen sich die Befragten aber selbst: Weil sie um die eigene Sicherheit fürchteten, ihre Karriere nicht aufs Spiel setzen oder die Kollegen schützen wollten, verschwiegen drei von fünf der Befragten Ethik-Fehlverhalten.
Eine Ursache dafür könnte sein, dass viele Manager von großen Firmen gar nicht wissen, dass es oft Möglichkeiten gibt, Straftaten und sonstige Vergehen anonym zu melden. Laut EY-Studie wussten nur sieben Prozent der deutschen Manager, dass unethisches Verhalten über Hotlines oder auf Webseiten angezeigt werden kann. Diese Unwissenheit erschwert die Ermittlungen gegen rechtswidrige Praktiken in deutschen Unternehmen.
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