Unsere heutigen Kommilitonen haben eine Sache gemeinsam: Sie hätten im Prinzip ein vielversprechendes Studium vor sich gehabt — aber dann kam einfach was dazwischen…
Al Capone (34)
Studiengang: Kunstgeschichte, 26. Semester
Al ist ein rätselhafter Ewigkeitsstudent – dabei hat er eigentlich ganz ordentlich angefangen. Alfonso, wie der New Yorker mit italienischen Wurzeln eigentlich heißt, riss seinen Bachelor in drei Semestern runter, meldete den Master an und arbeitete nebenher ein bisschen am Lehrstuhl und als Kunstsachverständiger. Doch mittlerweile belegt der Student der Uni von Chicago nur noch alibihalber Kurse. Er fährt lieber mit seinem weißen 6,4 Liter-Cadillac Eldorado die etwas zwielichtigeren Clubs in Downtown ab, anstatt im Hörsaal zu büffeln. Was Al wirklich macht? Das kann (oder will) keiner so recht sagen. Nur so viel: Er besitzt irgendein Antiquitätengeschäft in der Innenstadt und auf seinen Namen sollen ein paar Waschsalons laufen…
Thema der Bachelorarbeit: Malerei der Romantik: Maß- und regelloses Sprengenwollen aller Grenzen?
Christopher Kolumbus (24)
Studiengang: Amerikanistik, 2. Semester (Asienwissenschaften abgebrochen)
Erstens kommen manche Dinge anders und zweitens als man denkt. Christopher wollte schon als Jugendlicher ein paar Semester im Ausland verbringen, am liebsten in Indien. Also war klar, dass er sich in den Studiengang für Asienwissenschaften einschreiben würde. Aber dann lief es doch nicht so prickelnd: Mit Hängen und Würgen schaffte er es gerade so durch die ersten drei Semester. Da war es eigentlich schon absehbar, dass man seinen Antrag auf Studentenaustausch ablehnen würde. Warum Christopher mittlerweile auf Amerikanistik umgesattelt hat? Naja, drei Tage vor Anmeldeschluss wurde der Traum vom Ausland doch noch wahr. Im USA-Austauschprogramm war glücklicherweise noch jemand abgesprungen.
Thema der Bachelorarbeit: Indianer und Inder: Ein (peinliches) Missverständnis
Rosa Luxemburg (27)
Studiengang: Politikwissenschaft mit Gender Studies im Nebenfach, 7. Semester
Rosa war schon überall: Auf den Studentenprotesten in Hong Kong, der Blockupy-Aktion in Frankfurt und selbstverständlich bei den traditionellen Hörsaalbesetzungen an der Freien Universität Berlin. Dort steht sie seit vergangenem Jahr übrigens der Linken-Hochschulgruppe vor, nachdem sie den Jura-Studenten Karl Liebknecht knapp in einer Kampfkandidatur schlagen konnte. Als überzeugte Sozialistin, Feministin und Genderverfechterin eckt sie immer wieder mal an. Am Lehrstuhl für Politische Theorie hat sie aktuell Hausverbot und auf den Polizeiwache in Kreuzberg reserviert man ihr längst eine Stammzelle. Was sie machen möchte, falls sie mal fertig studiert hat? Präsidentin der Sozialistischen Republik Deutschland werden, zum Beispiel.
Thema der Bachelorarbeit: Die Evolution des Marxismus: Frischer Wind im Klassenkampf
Titelbild: Jos van Zetten | Creative Commons Attribution 2.0