Im Stich gelassen – die Uni Passau im Bayernvergleich
Voller Hörsaal, volle Mensa, Wartelistenplatz 20 – zum Jammern und Haare raufen hat mancher Studierende am Campus genügend Gründe. Vom Hörensagen fehlt es an allen Ecken und Enden. Aber mit den harten Fakten hinter der angespannten Lage sind die wenigsten vertraut. eichfelder.org hat die wichtigsten Zahlen, Daten und Fakten zusammengetragen und nun schwarz auf weiß: Passau wird im Vergleich mit anderen Unis in Bayern im Stich gelassen.
Die Anzahl der Studierenden ist innerhalb der letzten 5 Jahren um über 37 Prozent gestiegen. Hauptgrund dafür: Die Zielvereinbarung der Universität Passau mit dem Bayerischen Wissenschaftsministerium. Um die steigende Anzahl an Erstsemestern an den Hochschulen Bayerns abzufedern, erhielten diese Fördergelder. Diese wurden aber so angesetzt, dass nur die zusätzliche Last abgefedert werden konnte.
Zulassungen um jeden Preis – auch über die Zielvereinbarungen hinaus? Nein, da sind wir “nicht drüber”. Es fließen nur nicht alle Studierenden in diese Statistik mit ein.
Präsident Burkhard Freitag versucht einen Irrtum aufzuklären:
Dass Passau in den vergangenen Semestern eine solch starkes Wachstum erlebt hat, liegt an der Verzögerungsstrategie, die Walter Schweitzer (bis 2012 Uni-Präsident) verfolgt hat. Damals wurde mit den Geldmitteln für die zusätzlichen Studienplätze in Personal und Infrastruktur investiert – die nötigen Zuwächse an neuen Studierenden fanden aber nicht wie vereinbart statt.
Starkes Missverhältnis von Studierendenzahl und Personalstärke
Blickt man auf die studentische Landkarte des Freistaats und vergleicht die Anzahl an Studierenden in Passau mit den universitären Ballungszentren München, Erlangen-Nürnberg und Würzburg, merkt man, dass die Hochschule vergleichsweise zu den Leichtgewichten zählt. Daher wohl auch die schwache Verhandlungsposition.
Klein aber fein – von ihrer alten Philosophie verabschiedet sich die Uni Passau zusehens. Der kleine, ostbayerische Studienplatz war ursprünglich einmal für 4500 Studierende konzipiert. Doch anders als in den ersten Jahrzehnten nach der Uni-Eröffnung 1973 ist Passau keineswegs mehr nur ein Geheimtipp in der Hochschullandschaft. Dass es fast 5 Prozent aller bayerischen Studierenden ins beschauliche Ostbayern zieht, ist Beweis genug.
Passau hat sich in der Uni-Welt einen Namen gemacht
Mit einer ausgezeichneten Juristenausbildung, dem weitläufig bekannten Kulturwirtschafts-Studium und dem wahrscheinlich modernsten Medienausbildungszentrum der Bundesrepublik hat sich Passau ein Profil geschaffen. Und ist ein Studienmagnet geworden – jedoch ohne beim Personal überhaupt die Anzahl an Mitarbeiterstellen zu schaffen, die einst bereits für besagte 4500 Studierende vorgesehen waren.
Mit Blick auf die Personalverteilung fällt der Misstand auf: Passau wächst rasant, wird aber weiter wie die unscheinbare Universität der Anfangsjahre behandelt. Mittlerweise studieren 4,9 Prozent aller Studierenden in Passau. Aber nur 1,6 Prozent des bayernweit beschäftigten Personals arbeitet dort. Es zeigt sich, dass die bereits großgewachsenen Häuser im Wettstreit um die (Geld-)Mittel meist die Nase vorn haben. Die Hilferufe aus Ostbayern werden indes ignoriert, wie die folgende Grafik nochmals verdeutlicht:
Diese Darstellung zeigt zwar keine neuen Fakten, verdeutlicht aber das große Missverhältnis auf Personalseite. Während München, Regensburg, Erlangen-Nürnberg und Würzburg (sicher auch wegen ihres Status als Volluniversität mit betreuungsintensivem Naturwissenschaftsangebot) sogar verhältnismäßig mehr Mitarbeiter beschäftigen, als sie Studierende betreuen, landet Passau in dieser Statistik mit der schlechtesten Quote auf dem letzten Platz.
“Ob wir unterstützt werden? Will ich doch schwer hoffen.”
Verständlich, dass die Uni-Leitung um Prof. Burkard Freitag sich für einen starken Ausbau in Passau einsetzt. Unverständlich, dass die Hochschule dennoch bisher nahezu kein Gehör findet.
Prof. Freitag hofft trotz zögerlicher Signale auf Unterstützung:
Wie Freitag bereits im eichfelder.org-Interview bestätigte, wurden erste Maßnahmen für bessere Uni-Bedingungen bereits angestoßen. Derzeit werden Optionen für einen räumlichen Ausbau (neue Hörsäle und Seminarräume) sondiert. Die angespannte Studiensituation bleibt in dieser Form allerdings vorerst bestehen.
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