Hoffnungslos ausgebucht: Darum verbietet Mallorca Zimmer-Vermittlungen an Urlauber
Spaniens Urlaubsregionen platzen seit ein paar Jahren aus allen Nähten. Schuld daran sind auch Wohnungsvermittler wie Airbnb oder Wimdu. Dort werden viele Wohnungen illegal vermietet. Palma de Mallorca aber auch andere spanische Großstädte wollen dem jetzt einen Riegel vorschieben.
Dass es während der Sommersaison eng werden kann an den Spaniens Stränden, daran sind die meisten Touristen bereits gewöhnt. Und auch die Einheimischen meiden dann meistens die Urlauber-Hotspots, weil sich dort die Handtücher fast lückenlos aneinanderreihen. Und es wird immer schlimmer: Wie die Welt erfahren hat, lässt der Touristen-Strom neuerdings nicht mal mehr in den Wintermonaten richtig nach.
Zum Leidwesen der eigentlichen Inselbewohner. Denn in den großen Urlaubsstädten werden immer mehr Wohnungen ganzjährig an Touristen vermietet. Die angestammten Mieter müssen dafür oft aus ihren bisherigen Wohngegenden weichen.
Über 75 Millionen Urlauber besuchten Spanien zuletzt
An diesem Trend wird sich so schnell wohl nichts ändern. Bereits 2016 war ein Rekordjahr für Spaniens Tourismuswirtschaft – insgesamt besuchten 75,6 Millionen Touristen das Land (10,3 Prozent mehr als im Vorjahr). Im bisherigen Jahresverlauf liegt das Touristen-Plus wieder im zweistelligen Bereich.
Mallorca trifft es besonders hart. Bereits im letzten Sommer stieß die Insel mit 10 Millionen Besuchern an ihre Kapazitätsgrenze. Über die gesamte Sommersaison 2017 sind praktisch keine Betten mehr frei.
Deshalb ziehen sie in der Hauptstadt Palma jetzt die Reißleine. Jede Menge Ferienwohnungen werden nämlich illegal angeboten, erklärt der Städteplaner Antonio Noguera gegenüber der Welt: „In Palma werden fast 22.000 Betten auf dem Kurzzeit-Vermietungsmarkt angeboten, 90 Prozent davon haben keine Lizenz“.
40 Prozent Preisanstieg: Illegale Vermietungen machen Wohnen unbezahlbar
In der Regel fehlen die erforderlichen Zulassungen, um Betten in Touristengegenden anbieten zu dürfen. Einerseits verbieten die Behörden die meisten Formen von Privatvermietung, andererseits greifen sie aber kaum gegen die illegale Vermietung durch. Inzwischen ist der Wohnungsmarkt höchst angespannt. Laut Welt stieg das Mietniveau in den letzten Jahren um 40 Prozent.
Mit dafür verantwortlich: Internet-Portale wie Wimdu oder Airbnb. Letzterer ist weltweiter Marktführer und vermittelte 2016 bereits 5,4 Millionen Gäste nach Spanien – plus 82 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Viele Wohnungsbesitzer haben längst das Potenzial der illegalen, bislang aber ungeprüften Vermietungen erkannt.
Damit schufen sie gleichzeitig eine wachsende Wohnungsnot in den Innenstädten. Schließlich lässt sich mit teuren Touristenzimmern mehr verdienen als mit Dauermietern: Je nach Auslastung mehr als das Doppelte.
Madrid und Sevilla wollen Airbnb auch in die Schranken weisen
Zumindest derzeit noch. In der spanischen Hauptstadt Madrid und auch weiter südlich in Sevilla erwägen die Kommunen ähnliche Maßnahmen wie auf Mallorca. In Barcelona haben sie sogar schon leicht eingegriffen. Airbnb und sein Konkurrent Homeway mussten im November letzten Jahres bereits 600.000 Euro wegen illegaler Wohungsangebote zahlen.
Die Makler-Plattform Airbnb kritisiert die Debatte gegenüber der Welt. Über 70 Prozent der Anzeigen würden Unterkünfte anbieten, die nicht in touristischen Zentren liegen würden, erklärt das Unternehmen. Die Branche sei außerdem wirtschaftlich zu wichtig, um mit pauschalen Verboten gegen vereinzelten Missbrauch vorzugehen.
Die Streithähne könnten noch einen Kompromiss finden
Schließlich würden die Touristen, die Airbnb nach Mallorca lockt, ihr Geld genauso auf der Insel ausgeben. Indem sie Essen oder Einkaufen gingen oder sich ein Auto leihen und Ausflüge buchen würden, zum Beispiel. Mal ganz abgesehen davon, dass die vielen (illegalen) ansässigen Vermieter auch mitverdienen würden.
Deshalb könnten sich beide Seiten am Ende vielleicht doch gütlich einigen, berichtet die Tageszeitung „Diario de Mallorca“. Ein möglicher Kompromiss könnte so aussehen: Airbnb und Co. vermitteln keine Zimmer mehr, die in der historischen Altstadt liegen. Und dafür bliebe die sonstige ‚Grauzone‘ bestehen. Mallorca verdient schließlich gut daran.
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