Enkel von Red-Bull-Erfinder entzieht sich Strafverfolgung seit Jahren
Die Strafverfolgung gegen Worayuth Yoovidhya gerät zur Farce. Wieder einmal ist der Enkel des Red-Bull-Erfinders Chaleo Yoovidhya nicht bei der Staatsanwaltschaft in Bangkok erschienen, um sich für die Tötung eines Polizisten zu verantworten.
Worayuth Yoovidhya soll vor rund viereinhalb Jahren einen Motorrad-Polizisten mit seinem Ferrari angefahren und dessen Leiche noch hundert Meter hinter sich hergeschleift haben. Seither entzieht er sich seiner möglichen Strafe, berichtet die BBC.
Dabei scheinen die Fakten auf der Hand zu liegen. Der Polizist Wichian Klanprasert fuhr auf der Sukhumvit Road in Bangkok, als er von Yoovidhyas grauem Ferrari erfasst wurde. Danach wurde die Leiche des Fahrers noch über hundert Meter weit auf seinem Rad weitergeschoben. Die Ermittler konnten durch eine Ölspur genau nachverfolgen, dass das demolierte Fahrzeug nach der Tat zum Anwesen des Red-Bull-Enkels gefahren worden war.
Todesfahrer war wohl 90 Stundenkilometer zu schnell unterwegs
Nach Informationen der BBC verdächtigte die Polizei aber erst einen Mitarbeiter der Familie. Letztlich bewiesen Aufnahmen von Verkehrskameras, dass Yoovidhya das Auto doch selbst gefahren hatte – mit rund 170 Stundenkilometern in einer 80er-Zone.
Yoovidhya stritt die Vorwürfe über seine Anwälte anfangs ab. Zunächst hatte er damit Erfolg: Es dauerte ganze sechs Monate, ehe die Strafanzeige gegen den Red-Bull-Enkel überhaupt erst einmal gestellt wurde.
Die Staatsanwaltschaft zeigt kaum Interesse an einer Anklage
Seither zieht dieser die Strafverfolgung in die Länge. 2013 wurde er sieben Mal vorgeladen, aber seine Anwälte fanden immer wieder einen neuen Vorwand, nicht beim Termin zu erscheinen. Mal war Yoovidhya auf Geschäftsreise, ein andermal fühlte er sich nicht wohl. Das ging so weiter bis zum September 2013: Da verjährte die Anklage für zu schnelles Fahren.
Das Büro des leitenden Staatsanwalts zeigt seither keine große Initiative mehr, wie die BBC berichtet. Der Red-Bull-Enkel macht derzeit wohl im Vereinigten Königreich Geschäfte. Deswegen werde die neueste Ladung erneut um einen Monat verschoben.
Spielen Bestechungen eine Rolle im Justiz-Skandal?
Die Hinterbliebenen des getöteten Motorrad-Polizisten haben sich bislang kaum zu dem Fall geäußert. Möglicherweise wurde ihnen ein Schweigegeld gezahlt, damit sie den Fall nicht in die Medien tragen, spekuliert die BBC. Korruption ist allgemein ein Problem in Thailand – das wissen auch die Bürger des Landes. Sie seien schon gewohnt, dass das Recht für reiche Familien gebeugt wird, berichtet der Sender.
Rechtsexperten gehen davon aus, dass der Red-Bull-Enkel wohl nie wirklich für die vermutliche Todesfahrt bestraft werden wird. Noch ist allerdings Zeit: Der gefährliche Eingriff in den Straßenverkehr mit Todesfolge verjährt erst 2027.
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