Experten warnen: Flüchtlinge machen lieber Billigjobs als lange Ausbildung
Lieber keine Ausbildung und dafür schneller in Helfer-Jobs: Das ist offenbar die Strategie vieler Flüchtlinge in Deutschland. Laut einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln entscheiden sie sich bewusst für zunächst höhere, später aber bedeutend niedrigere Löhne und gegen eine berufliche Qualifikation.
Vielen Flüchtlingen sei der Mehrwert einer Ausbildung gegenüber einer zunächst vielleicht höher vergüteten Hilfsstelle nicht bewusst. Die Studie (PDF) wurde durch das Bundeswirtschaftsministerium gefördert.
Viertel aller Unternehmen beschäftigt Geflüchtete
„Man muss aufpassen, dass sich das nicht verfestigt“, warnt die Ausbildungsexpertin des arbeitgebernahen Instituts, Regina Flake. Es müsse alles dafür getan werden, dass sich Flüchtlinge eher für die duale Ausbildung im Betrieb und der Berufsschule entscheiden. Nur jeder sechste Betrieb bildet bisher Flüchtlinge aus.
An den deutschen Unternehmen droht die erfolgreiche Eingliederung von Flüchtlingen demnach nicht zu scheitern. Die Bereitschaft, Flüchtlinge zu beschäftigen, ist laut der IW-Studie da. Fast ein Viertel aller Firmen beschäftigt derzeit Geflüchtete oder hat es in den letzten drei Jahren schon einmal getan. Im Handwerk liegt die Zahl sogar noch höher – hier war es jedes dritte Unternehmen. Wie die Befragung von etwa 1000 Firmen zeigt, soll das 2017 auch so bleiben. Etwa ein Drittel plant Flüchtlinge einzustellen.
Nur 15 Prozent der Betriebe würden Flüchtlinge ausbilden wollen
Eine Erhebung des Personaldienstleistungsunternehmens Hayes lieferte im vergangenen Jahr ähnliche Ergebnisse: Rund 80 Prozent der befragten Unternehmer erklärten sich bereit, Flüchtlinge zu beschäftigen. Es zeigte sich aber auch, dass viele Firmen vorrangig Bedarf an Hilfsarbeitern hatten und Flüchtlingen gar keine Ausbildung anbieten wollten. Die Bereitschaft dafür, Flüchtlinge eine Lehre machen zu lassen, lag lediglich bei 15 Prozent.
Offenbar sind Flüchtlinge aber die beste Werbung dafür, erneut welche einzustellen. 66 Prozent aller Firmen, die bereits Flüchtlinge in der Belegschaft gehabt haben, sind bereit, erneut wieder Geflüchtete einzustellen. Viele Geschäftsleute loben ausdrücklich die Einsatzbereitschaft, Motivation und den Lerneifer von Flüchtlingen. Unternehmen, die dagegen noch keine Flüchtlinge beschäftigt haben, sind wesentlich skeptischer (25 Prozent Bereitschaft).
IW-Chef: „Bei den blühenden Landschaften hat es auch etwas länger gedauert“
Eine Mehrheit der deutschen Firmen sieht die Eingliederung von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt aber noch als große Herausforderung. Neben der Frage, ob Flüchtlinge überhaupt längere Zeit verfügbar seien und nicht plötzlich abgeschoben würden, ist die Qualifikation der Flüchtlinge der größte Kritikpunkt. Arbeitgeber können öftmals nur schwer die Qualifikation von Flüchtlingen einschätzen; Zeugnisse aus der alten Heimat müssen erst aufwendig übersetzt werden oder fehlen gleich ganz.
Über 85 Prozent bemängeln die Deutschkenntnisse von Flüchtlingen. Zwei Drittel der Unternehmen sind der Ansicht, dass ihre fachlichen Kompetenzen nicht ausreichend wären oder der Betreuungsaufwand zu groß sei.
Trotzdem greifen die Firmen nur selten auf öffentliche Förderprogramme zurück – weil diese nicht zu ihrem Bedarf passen würden, so die Studie. Zu früheren Hoffnungen, Flüchtlinge würden den Fachkräftemangel beheben, sagt IW-Direktor Michael Hüther: „Bei den blühenden Landschaften hat es auch etwas länger gedauert.“ Teilweise seien Flüchtlinge erst nach vier bis fünf Jahren wirklich bereit für den Arbeitsmarkt. Mit mehr staatlicher Unterstützung könne sich das aber ändern.
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