Stadt­bus­se in Gotha fah­ren dop­pelt — weil das Land­rats­amt auf stur stellt

Stadt­bus­se in Gotha fah­ren dop­pelt — weil das Land­rats­amt auf stur stellt

Mit dem Stadt­bus in die Arbeit fah­ren oder doch lie­ber den Stadt­bus neh­men? Vie­le Gotha­er ste­hen seit Wochen vor die­ser kniff­li­gen Fra­ge. Die Bewoh­ner der thü­rin­gi­schen Stadt kön­nen sich aus­su­chen, mit wel­chem Bus­sen sie fah­ren wol­len: Mit denen der Regio­na­len Ver­kehrs­ge­mein­schaft Gotha (RVG) – oder doch lie­ber mit einem Pri­vat­an­bie­ter?

Der fährt mit sei­nen Fahr­zeu­gen näm­li­ch 13 der 41 Stre­cken ab, die eigent­li­ch schon von der RVG bedient wer­den. Und zwar zur sel­ben Zeit. Vie­le Bür­ger kön­nen nur belus­tigt den Kopf  schüt­teln, wenn sie das skur­ri­le Schau­spiel beob­ach­ten, dass die Stadt­bus­se teil­wei­se sogar direkt hin­ter­ein­an­der her fah­ren. Den Bus­be­trei­bern wird dage­gen wohl anders zumu­te sein. Denn die Bus-Pos­se kos­tet die Betrei­ber sehr viel Geld.

Nach Ver­gü­tungs­streit kün­digt die Ver­kehrs­ge­mein­schaft ein­fach ihrem Sub­un­ter­neh­mer

Bis­her befuhr Wolf­gang Stein­brück mit sei­nem Bus­un­ter­neh­men Tei­le der RVG-Lini­en in und um das Stadt­ge­biet von Gotha – als Sub­un­ter­neh­mer für die regio­na­len Ver­kehrs­ge­mein­schaft. Zumin­dest bis Ende 2016. Da kam es zum Streit zwi­schen Stein­brück und der RVG, weil der Unter­neh­mer eine bes­se­re Ver­gü­tung für den Ein­satz sei­ner Flot­te for­der­te. Der RVG-Geschäfts­füh­rer Uwe Szpöt war aber nicht bereit mehr Geld nach­zu­schie­ßen und kün­dig­te kur­zer­hand den Ver­trag mit Wolf­gang Stein­brück und mach­te neue Ver­trä­ge mit den Kon­kur­ren­ten des Bus­un­ter­neh­mers.

Und das ist aus Sicht des Land­krei­ses, der Mehr­heits­ge­sell­schaf­ter der RVG ist, auch gerecht­fer­tigt: „Es geht um das Maß der Sub­ven­tio­nie­rung im öffent­li­chen Nah­ver­kehr“, sagt Adri­an Weber, der Spre­cher des Gotha­er Land­rats­am­tes. Wolf­gang Stein­brück sieht das aber kom­plett anders. Aus sei­ner Sicht ver­hält sich das Land­rats­amt ihm gegen­über äußer­st unfair. „Die Kün­di­gung ist nicht rechts­kräf­tig, mei­ne Ver­trä­ge lau­fen bis 2019“, meint Stein­brück. „Ich fah­re also wei­ter.“

RVG sieht vom Bus­un­ter­neh­mer kei­nen Cent Beför­de­rungs­ent­gelt

Und gen­au das könn­te für die Steu­er­zah­ler teu­er wer­den. Zwar erklärt Adri­an Weber vom Land­rats­amt Gotha klar, dass „der Bus­un­ter­neh­mer Stein­brück auf eige­ne Rech­nung fährt“ und die RVG damit nur die neu­en beauf­trag­ten Unter­neh­men bezahlt. Aller­dings dürf­te der dop­pel­te Bus­be­trieb für bei­de Sei­ten von Nach­teil sein. Zwar will RVG-Geschäfts­füh­rer Szpöt mit Ver­weis auf „geschäfts­in­ter­ne Vor­gän­ge“ nicht dar­über spre­chen, wie viel Beför­de­rungs­ent­gelt der Ver­kehrs­ge­mein­schaft ent­ge­hen.

Aller­dings liegt es auf der Hand, dass die­se gerin­ger sein soll­ten. Klar ist nur: Auf­grund der Strei­tig­kei­ten sieht die RVG von Bus­un­ter­neh­mer Stein­brück kei­nen Cent. Er ver­wal­tet die ein­ge­nom­me­nen Fahr­gel­der treu­hän­de­ri­sch, wie er sagt.

Laut Land­rats­amt “wird eine Lösung vor Gericht gefun­den wer­den”

Das ist Steu­er­ver­schwen­dung vom aller­feins­ten“, sagt Stein­brück und beharrt dar­auf, dass sein Ver­trag wei­ter­hin gül­tig ist. Für die Bus-Pos­se sei der Land­kreis ver­ant­wort­li­ch. Der stellt wie­der­um selbst auf stur. „Eine Lösung wird vor Gericht gefun­den wer­den.“, meint Pres­se­spre­cher Adri­an Weber. Die RVG hat ihrer­seits näm­li­ch auch Kla­ge gegen Stein­brück ein­ge­reicht.

So for­dert die Ver­kehrs­ge­mein­schaft von Stein­brück die Her­aus­ga­be der ver­bau­ten Kas­sen­tech­nik in des­sen Fahr­zeu­gen, wäh­rend Stein­brück auf eine zusätz­li­che Ver­gü­tung für 2014 und 2015 in Mil­lio­nen­hö­he klagt. Am 10. März will das Land­ge­richt Erfurt zumin­dest schon mal über monat­li­che Abschlags­zah­lun­gen in Höhe von mehr als einer hal­ben Mil­lion Euro für Dezem­ber 2016 und Janu­ar 2017 ent­schei­den, an denen sich der Kon­flikt zwi­schen Stein­brück und RVG ent­zün­det hat.

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