Zurück zu den olympischen Wurzeln
Olympische Spiele in Hamburg oder Berlin? Die Chancen dafür stehen nicht schlecht. Sportbegeisterte Bürger, beste Infrastruktur und ein gutes Organisationstalent – beste Voraussetzungen, die Welt demnächst (wieder) zu Gast bei Freunden begrüßen zu können? So leicht auch wieder nicht.
“Berlin und Hamburg vor dem Olympischen Größenwahn bewahren”
Denn die Olympia-Gegner haben keinesfalls Unrecht, wenn sie den “Höher, schneller, weiter-Kurs” der letzten Olympiaden lautstark anklagen. Teure, kaum nachhaltige Neubauten, Schönrechnerei, Fehlplanungen, überambitionierte Infrastrukturprojekte und offenbar sogar Korruption: Sollte das alles auch so kommen, wenn Deutschland olympische Wochen vorbereitet, ist es wohl fast besser auf die Kritiker zu hören.
Allerdings wäre das alles doch etwas sehr pessimistisch gedacht. Sicherlich, wer mit (sehr verengtem) Blick auf die Ewigkeitsprojekte BER und Hamburger Elbphilharmonie schaut, kommt zu dem Schluss, dass Deutschland solche Großprojekte nicht kann – vor allem nicht günstig. Aber was war das dann 1972 und ’74, als Deutschland mit Olympia und Fußball-WM gleich zwei Großprojekte hintereinander stemmte? Oder mit der Fußball-Weltmeisterschaft 2006? Ging ja doch.
Olympia, kleiner aber feiner
Eine erfolgreiche Bewerbung Hamburgs/Berlins? Unter einer Bedingung: Es müsste zurück zu den olympischen Wurzeln gehen. Dass Olympische Spiele ein Weltereignis mit hohem Aufwand sind, ist klar. Bedeutet aber eben, dass die Investitionen möglichst überschaubar und nachhaltig sein müssen. Und das ist mit den Konzepten beider deutschen Kandidaten (Hamburg: 6,5 Mrd. Euro, Berlin: 2 Mrd. Euro) mehr oder weniger gegeben. Glaubwürdig sogar. Beide sind Millionenstädte – die vergleichsweise überschaubare Maßnahmen unternehmen müssten, um olympiareif zu werden.
Spiele ja, überteuert nein
Damit würden die Kandidatenstädte auch ein deutliches Signal setzen – Spiele ja, überteuert nein. Zurück zu den Wurzeln sozusagen – Olympia, kleiner aber feiner. Nach dem bislang fast widerlichen Höhepunkt in Sotchi, bei dem 50 Milliarden investiert wurden, um einen Badeort für den Wintersport fit zu machen, die notwendige Erkenntnis: Der Weg muss zukünftig rückwärts gehen. In den Verträgen mit dem IOC muss das auch schwarz auf weiß so fixiert werden.
Hintergrund der olympischen Idee ist das weltweite Zusammenkommen und der faire Wettstreit. Dass sich der Gastgeber da von seiner besten Seite zeigen möchte, ist vollkommen nachvollziehbar. Allerdings geht das bestimmt auch zwei Nummern kleiner als bei den letzen Kommerz-Olympiaden. Wenn nein? Dann wäre es nur folgerichtig für NOlympia zu stimmen.
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