Genug Por­zel­lan zer­schla­gen

Genug Por­zel­lan zer­schla­gen

Prof. Frei­tag hat­te sich am Ende dann doch noch ins Zeug gelegt: Mit den Wech­seln auf den Pos­ten der Vize­prä­si­den­ten. Mit der For­de­rung neu­er Hör­säle und Semi­nar­räume, der zöger­li­chen Mit­ge­stal­tungs­rechte für Stu­die­rende. Und, zumin­dest auf der Ziel­ge­ra­den, mit der spür­bar här­te­ren Gang­art im Dia­log mit dem Wis­sen­schafts­mi­nis­te­rium. Auch für die Pro­bleme der Phi­lo­so­phi­schen Fakul­tät hat­te der Prä­si­dent eine Not­lö­sung ein­ge­fä­delt – und damit immer­hin noch sei­ne haus­ge­mach­ten Pro­bleme mit Mühe und Not gelöscht.

Am Ende half das alles aber offen­bar nichts mehr, der Kre­dit beim Uni­ver­si­täts­rat war doch schon weit­ge­hend ver­spielt. Des­halb wird Caro­la Jung­wirth die neue Prä­si­den­tin der Uni­ver­si­tät Pas­sau. Ange­sichts der Stim­mung an der Uni kommt die Wahl uner­war­tet. Nach außen hin waren die Stu­die­ren­den­ver­tre­ter gar nicht unglück­lich mit den Zuge­ständ­nis­sen. Ver­schie­dene Insi­der hat­ten den Ein­druck, dass die Uni­ver­si­täts­ver­tre­ter mehr­heit­lich mit der Lösung Frei­tag noch ganz pas­sa­bel hät­ten wei­ter­le­ben kön­nen.

Frei­tags Abwahl kommt uner­war­tet – ist aber doch nach­voll­zieh­bar

Also eine merk­wür­dige Ent­schei­dung? Nicht für den, der das gan­ze Bild betrach­tet. In der Sum­me hat der bis­he­rige Prä­si­dent dann doch eini­ges Por­zel­lan zer­schla­gen. Die Ent­schei­dung zum unge­sun­den Wachs­tum der Stu­die­ren­den­zah­len? Lag letzt­lich an der nach­gie­bi­gen Pas­sauer Füh­rung. Der Umgang mit offen­sicht­li­chen Streit­punk­ten? War meist so defen­siv, dass The­men unglück­lich durch die Medi­en geis­tern muss­ten, bis sogar ARD und ZDF sich mit der sel­ten sou­ve­rä­nen Uni­lei­tung beschäf­tig­ten.

Der krö­nende Abschluss war dann die Fens­terln-Debat­te anläss­lich des Cam­pus­fests 2015; Dies­mal ging Frei­tag ver­gleichs­weise früh­zei­tig an die Pres­se und ver­tei­digte die Gen­der-Beauf­trag­te der Uni­ver­si­tät. Unter dem Strich wur­de die Pos­se um die Gleich­be­rech­ti­gung bei einer baye­ri­schen Volks­tü­me­lei aber dann so skur­ril, dass mit Prof. Putz­ke schon ein eige­ner Kol­lege auf­stand und unter ande­rem auch Für­spre­cher Frei­tag buch­stäb­lich über den Mund fuhr.

Caro­la Jung­wirth könn­te das Pas­sauer Image wie­der etwas auf­po­lie­ren

All das zusam­men­ge­nom­men, ver­steht man gut, wes­halb der Uni­ver­si­täts­rat jetzt die Reiß­leine gezo­gen hat. Es scheint sich viel davon zu ver­spre­chen, wenn das Gre­mium jetzt umsat­telt. Prä­si­dent Frei­tag selbst bleibt in sei­nen ver­blei­ben­den Mona­ten als „lame duck“ nicht mehr viel. Er wird nun wohl ver­su­chen, so gut wie mög­lich die Scher­ben sei­ner ers­ten und letz­ten Amts­zeit zusam­men­zu­keh­ren. In der Rück­schau wer­den sei­ne vier Jah­re zumin­dest unglück­lich wir­ken.

Ab April 2016 soll es dann Prof. Caro­la Jung­wirth rich­ten. Die ers­ten Worte der desi­gnier­ten Prä­si­den­ten klin­gen bereits viel­ver­spre­chend: „Ich bin dem Uni­ver­si­täts­rat sehr dank­bar für sein Votum. Das Ergeb­nis ist mir Ehre, Ver­pflich­tung und Freu­de.“ Was das am Ende wert sein wird? Wir wer­den es sehen. Zumin­dest beim Pas­sauer Image kann sie es ver­hält­nis­mäßg leicht bes­ser machen.

 

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